F4 Kritik an der Prostitution und der Prostitutionskritik

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Status:
Angenommen

Die Debatte, ob und wie die politische Linke zum Erwerb von Sex steht, scheint so alt wie die politische Linke. Auch wir Jusos diskutieren und positionierten uns in den vergangenen Jahren, welche Rolle Prostitution in unserem Bild der sozialistischen, und feministischen Gesellschaft hat. Dieser Antrag möchte an die Beschlusslagen seit rot-grüner Regierungszeit (u. a. „Prostitution voll legalisieren!“:2001; „Der Mythos der Freiwilligkeit“:2010; „Sexuelle Dienstleistungen – legal, sicher, transparent“) anknüpfen.

Skandal um Rosi – Prostitutionskritik aus Gründen einer „Sittlichkeit“

„Die Moral ist die „Impuissancemise en action[1]. So oft sie ein Laster bekämpft, unterliegt sie.“

-aus: „Die heilige Familie“ von Karl Marx und Friedrich Engels

Zentraler Bestandteil des prostitutionskritischen Diskurses ist der Erhalt und Schutz des traditionellen Familien- und damit Ehemodells[2]. Ideologische Grundlage dazu gibt hierbei die Moralphilosophie durch den Begriff der „Sittlichkeit“. Prostitution stehe so dem traditionellen Gesellschaftsmodell (in Form der bürgerlichen Gesellschaft) als sittenwidrig gegenüber.

Unser materialistischer Blick steht in der Tradition, die gesellschaftlichen Verhältnisse eben anhand materieller Ungleichheitsstrukturen (und sich daraus resultierenden Machtverhältnissen) zu analysieren. Eine moralphilosophische Kritik an den Akt des Kaufs und Verkaufs von Sex ist da fehl am Platze. Die außerdem formulierte Kritik daran, dass Frauen (und ihre Sexualität) in den öffentlichen Raum eindrängen, ist ein tief sexistischer.

Prostitutionskritiken bedeuten von konservativer Seite aus also oft praktisch nur Angriffe auf Prostituierte. Aus jener Richtung gibt es sich grundsätzlich widersprechende Argumentationen gegen das Anbieten und den Verkauf von Sex. Teil davon ist eine Art der moralischen Überhöhung menschlicher Körper, und damit ist explizit nie ein Kampf für sexuelles Selbstbestimmungsrecht gemeint. Vielmehr werden Prostituierte beispielsweise als vermenschlichter Ehebruch stilisiert, oder die Kritik bezieht sich auf den eigentlichen Geschlechtsakt und den offenen und freieren Umgang mit dem Thema Sex. Außerdem wird die Geisteshaltung des gegenseitigen Besitzes und mystischer „Aufsparung der Jungfräulichkeit“ von Menschen in Beziehungskonstellationen reproduziert, wie es das traditionelle Familien- und Ehemodell hergibt. Prostitutionskritik ist hierbei eigentlich die Kritik an nichtmonogamen Lebensweisen. Hinter dem Bärendienst der Forderung eines kompromisslosen und sofortigen Verbots der Prostitutionsarbeit steckt somit nur die Keule der „Sittenwidrigkeit“, und kein echter Wille zur Verbesserung der Lebenssituation jener Frauen. Wenn wir Jusos Prostitution kritisieren, tun wir das aus unserem Kampf für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen heraus. Eine ethisch-moralische Kritik an Prostitution aus der geschichtlichen Mottenkiste lehnen wir ab.

Gegen die Gegennorm – Prostitution ist Prostitution bleibt Prostitution

Im Zuge der dritten Welle der Frauenbewegung kam es zum Erstarken eines poststrukturalistischen Feminismus, der sich durch eine grundsätzlich verkürzte und relativierende Kritikkultur kennzeichnet, und explizit Gegennormen hervorruft (wie beispielsweise im Diskurs um fat pride im body positivity movement sichtbar). Das ist bisweilen auch in jenem feministischen Diskurs erkennbar, der einen Verzicht des Begriffs „Prostitution“ und Ersetzung durch den positiv konnotierten Begriff „Sexarbeit“ fordert.

Im (vor allem queer-)feministischen Diskurs wird so teilweise dazu angeregt, den Begriff „Prostitution“ durch den vermeintlich weniger negativ behafteten Begriff „Sexarbeit“ zu ersetzen[3], der bis dahin jedoch ursprünglich sämtliche einvernehmliche sexuellen und sexualisierten Arbeiten einschließt. Darüberhinaus gibt es die Anregung, beide Begriffe im Diskurs als solche wahrzunehmen, die unterschiedliche Begebenheiten beschrieben. Journalistin und Politikwissenschaftlerin Antje Schruppsieht symbolisch „eine Studentin, die sich als Escort den Lebensunterhalt verdient“ als Sexarbeiterin, und eine „Drogensüchtige […], die von einem Zuhälter regelmäßig mit Stoff versorgt wird, wenn die ‚anschaffen geht‘“ als Prostituierte; Sie unterscheidet nach der Frage, wie freiwillig die sexuelle Dienstleistung geschieht[4].Die Einteilung in „Prostitution“ als sexuelle Dienstleistung in einem Milieu der Ausbeutung, und „Sexarbeit“ als sein ‚selbstbestimmter‘ Gegensatz mit fairen Arbeitsbedingungen und guter Entlohnung scheint zunächst sinnvoll, spiegelt es doch vermeintlich den Klassenwiderspruch wider. Die Sexarbeiterin und Aktivistin Undine de Rivière lehnt diese Einteilung als unverhältnismäßig ab. „Liebe zum eigenen Job“ sei ohnehin nie Grundrecht, und: „Für keinen anderen Beruf außer der Sexarbeit werden solche Maßstäbe angesetzt […]“[5].

Wir Jusos folgen jedoch aus guten Gründen keiner der genannten Argumentationen. Die Unterteilung durch einen etwaigen „Grad der Freiwilligkeit“ lehnen wir ab. Im Kapitalismus wird ein und derselbe Beruf auch nicht unterschiedlich benannt, nur weil Menschen unterschiedlich viel durch ihn erwerben. Hier ist offensichtlich ein Prozess der Entsolidarisierung unter immens und „weniger stark“ ausgebeuteten Prostituierten gewünscht. Unser Feminismus jedoch ist ein solidarischer.

Die schlichte Ersetzung des Begriffs verschleiert die un(er)tragbaren Lebenssituationen der allermeisten Prostituierten in Form kapitalistischer und sexueller Ausbeutungen nur. Selbstverständlich erteilen wir auch der Argumentationslinie von de Rivière eine Absage, greift ihre Kapitalismuskritik doch zu kurz; Unsere Vorstellung der guten Arbeit ist die der Berufung, also Arbeit aus Freiwilligkeit. Auch wir halten jedoch eine Einteilung oder Ersetzung des Begriffs „Prostitution“ aufgrund der Sonderstellung der Prostitutionsarbeit im kapitalistischen Verwertungsprozess für grundsätzlich nicht sinnvoll. Nutzt der Kapitalismus schon in seinem Wesen die strukturelle Hierarchisierung der Geschlechter, verwertet er hier dazu noch die weibliche sexuelle Selbstbestimmung. Wir nennen also die sexuelle Dienstleistung mit dem Begriff „Prostitution“ bei seinem kapitalistisch-patriarchalen Namen.

Der Queer-Feminismus als Vertreter des Poststrukturalismus in der Frauenbewegung kritisiert hier den Akt der Prostitution auch nur insofern verkürzt, als dass er ihn – wenn überhaupt – auf einen Arbeitskampf, also einen Kampf für bessere Arbeit- und Lebensbedingungen, oder einen Kampf sich prostituierender Frauen um Anerkennung, beschränkt. Oftmals werden hierbei Gallionsfiguren eines etwaigen „Sex-Business“ nach vorne gestellt, die keine erkennbare Migrationserfahrung haben, selbst von im Branchenvergleich überdurchschnittlich gutem eigenem Einkommen berichten, und so den neoliberalen Aufstiegs-Mythos zu einem „von der Sexarbeiterin zur Millionärin“ umdeuten. Teil davon ist ein der die prekäre Situation von vornehmlich immigrierten sich prostituierten Frauen relativierender Vergleich mit der Existenz von männlichen Prostituierten; Prostitution sei ja schließlich nicht auf Frauen beschränkt. Neben zu Ende gedachter Kapitalismuskritik fehlt so oft auch der Blick auf das sich durch Prostitution ergebende geschlechterspezifische Machtgefälle – das von einer der queer-Theorie inne liegenden Negierung des Subjekts Frau herrührt.

Ein Queer-Feminismus, der alle Akteur*innen (also neben sich prostituierenden Frauen auch sich prostituierende Nicht-Frauen, und womöglich noch Freier) zu Opfern macht, und ein strukturelles Problem – in Form des Patriarchats – verkennt, kann keine ansprechende Antwort auf die Frage geben, wie wir gesellschaftlich und politisch mit Prostitution umgehen.

Superdiskurs

Während die rot-grüne Regierungsmehrheit zu Beginn dieses Jahrtausends ihren gesellschaftlichen Progressivismus als einen solchen verstand, der als Antwort auf Konservative Prostitution versucht hat aus der „verruchten Ecke“ zu holen, hatten rotgrüne Kräfte in skandinavischen Ländern ein eigenes Verständnis von Fortschritt in diesem Bereich, und diskutierten den Akt der Prostitution kritischer. Aus diesen Debatten entstand die „Superdiskurs-These“ die bekräftigt, dass die Rechtfertigung von Prostitution kein einheitliches ideologisches Fundament habe: Prostituierte würden wahlweise als Frauenrechtlerinnen dargestellt, wenn es um den Kampf für sexuelle Selbstbestimmung ginge, als Unternehmerinnen, wenn es um Rechtfertigung innerhalb der kapitalistischen Logik ginge, oder als Arbeiterinnen, die für ihre Arbeitsrechte stritten. Die Tatsache, dass Pro-Prostitutionskampagnen und Argumentationsfindungen vielfach von der Wirtschaft finanziert würden[6], stellt die bekannten Wirkungskräfte der Systeme von Kapitalismus und Patriarchat da, die eine ideologische Vereinnahmung ermöglichen. Diese Vereinnahmung macht eine legitime Kritik an Prostitution schwierig und erfordert Differenzierung.

Prostitution in der sozialistischen Gesellschaft

Ohne zu verkennen, dass es auch von Menschen, die nicht Frauen sind, ausgeübte, und an Menschen, die nicht Männer sind, gerichtete Prostitution gibt, sehen und mahnen wir eine strukturelle, von Männern an Frauen vollzogene, Einforderung an die Ware Sex. Prostitution spiegelt so im Grundsatz das patriarchale Machtgefälle zwischen den Geschlechtern wider. Wir Jusos können uns aus diesem Grund keine menschliche, also antisexistische Gesellschaft vorstellen, die Prostitution beinhaltet. Ganz besonders prekär ist diese Prostitution durch ihre Wirkung in der Schnittstelle zwischen dem patriarchalen und kapitalistischen System. Wir sehen, dass im gesellschaftlichen Diskurs von Akteur*innen aus unterschiedlichsten Richtungen dieses grundsätzliche Machtgefälle, sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der allermeisten Prostituierten relativiert oder negiert wird. Dem stellen wir uns entgegen.

Jedoch schließen nicht alle Sexarbeiten (im eigentlichen Wortsinn) eine Objektifizierung der Dienstleistenden ein. Aus diesem Grund gehören auch nicht alle Sexarbeiten politisch bekämpft. Ein Beispiel bilden Surrogatpartner*innen, die beispielsweise Menschen mit Behinderung/en zu erotischen und/oder sexuellen Handlungen befähigen.

Prostitution in der patriarchal-kapitalistischen Gesellschaft

„Sexuelle Selbstbestimmung ist ebenso ein Grundrecht, wie sexuelle Bedürfnisse Teil der Entfaltung der Persönlichkeit sind. Sexuelle Dienstleistungen waren und sind Teil unserer Lebenswirklichkeit. Sie verbieten zu wollen ist nicht nur illusorisch, sondern ein Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht aller, die ihnen ohne Zwang nachgehen. Niemand soll aufgrund von Gewalt oder Not gezwungen sein, dieser oder einer anderen Tätigkeit unfreiwillig nachzugehen. Jene, die es tun, sollen nicht ungerechten Marktbedingungen oder unzureichenden Arbeitsbedingungen ausgesetzt sein. Deshalb gilt es diese Dienstleistungen, wie jede andere legal, sicher und transparent in unser Wirtschaftsgeschehen zu integrieren.“

– Beschlusslage: A10 „Sexuelle Dienstleistungen – legal, sicher, transparent“, BuKo 2014

 

Wir Jusos kennen die gelebten Realitäten dieser sexistischen Gesellschaft im Kapitalismus an. Dazu gehört, dass ein striktes Verbot der Prostitution den von Ausbeutung betroffenen Menschen nur schadet, da es sie in die Illegalität, und heraus aus Schutzmechanismen durch Regulierungen zwingt.

Das aus dem skandinavischen Diskurs entstandene „nordische Modell“, das ein Sexkaufverbot und ausschließliche Ächtung von Freiern vorsieht, scheint die Prostitution nur aus dem öffentlichen Raum in private Wohnungen verlagert zu haben. Und obwohl sich Prostituierte vor keiner Strafverfolgung fürchten müssen, wird Repression auf sie ausgeübt, weil die Umstände, die sie zur Prostitution bringen, damit nicht verschwinden. Auch ein Sozialstaat, der besonders auf soziale Absicherung von Frauen abzielt, und so die Prostitution für Frauen finanziell nicht mehr nötig macht, verschiebt und/oder verstärkt das Problem gar, da immigrierte Frauen mit weniger Sprachkenntnissen und geringeren Kenntnissen über Möglichkeiten der Opferberatung nun ihre Rolle einnähmen. Das macht einen gemeinsamen, europäischen Umgang mit dem Thema Prostitution, sowie insbesondere ein gemeinsames Sozialsystem mit einheitlichen Regelungen unabdingbar.

Wenn im gesellschaftlichen Diskurs davon die Rede ist, dass Deutschland das liberalste Prostitutionsgesetz habe, dann trifft das nur auf Freier zu. Diese erfahren durch das 2002 eingeführte Gesetz tatsächlich weniger Repression, da der Sexkauf auch für sie voll legalisiert wurde. Prostituierte jedoch nehmen die neue Gesetzgebung eher als Gängelung wahr. Jene, die tatsächlich von den Regelungen, sowie den im Jahr 2017 durch das Prostituiertenschutzgesetz (ProSchG) hinzugekommenen, profitieren würden, betreffen diese Schutzmechanismen durch mangelnde Kontrolle und inkonsequenter Umsetzung gar nicht.

Beschluss Deshalb fordern wir:

  • „Liberalisierung“ der Prostitutionsgesetzgebung bedeutet für uns Überwindung staatlicher Repression an Prostituierte, nicht jedoch Abwesenheit staatlicher Kontrollstrukturen. Auch Prostituierten muss soziale Absicherung gewiss sein (wie in Beschlusslage 2014 festgehalten).
  • Staatliche Ordnung muss als Schützer*in der Rechte von Prostituierten auftreten, mit enttabuisiertem Umgang mit Prostituierten
  • Es braucht eine höhere, europäische Kraftanstrengung zur Bekämpfung illegaler Prostitution, damit sich Akteur*innen dieser Branche Schutzmaßnahmen nicht entziehen können
  • Da Prostitution aus dem Machtgefälle zwischen den Geschlechtern resultiert, und staatliche Strukturen diese Machtverhältnisse nur verfestigen, oder (wie andere Institutionen dieser Gesellschaft) höchstens marginal beeinflussen kann, ist der wahre Kampf gegen Prostitution nicht das Verbot der Prostitution, sondern der Kampf gegen jene Machtgefälle. Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Umdenken und nicht weniger als die Gleichberechtigung der Geschlechter.

 

[1] Übersetzt: „In Aktion gesetzte Machtlosigkeit“

[2]Der Zusammenhang von Prostitution und „Wilder Ehe“ in der Diskursforschung beschäftigt u. a. Elisabeth Hill/Mark Bibbert (2019).

[3]Vlg. bspw. Carolin Küppers:2016

[4]Vgl. bspw. Antje Schrupp in ZEIT:2018/05

[5]  Vgl. Undine de Rivière:2018

[6] 4 Vgl. bspw. Ekman:2016

Änderungsanträge
Status Kürzel Zeile AntragstellerInnen Text PDF
Angenommen Ä1 zum F4 7 UB Münster

Streiche Z. 7-8 und S. 46 Z. 147

Z. 9 ersetze „Zentraler Bestandteil“ durch „Eine Perspektive“

Z. 13 ersetze „Unser materialistischer Blick“ durch „Der Materialismus“

Z. 25 streiche „dem Bärendienst“

Z.26 Ergänze nach „somit“ „häufig“

Z. 32 streiche „sich durch eine grundsätzlich verkürzte und relativierende Kritikkultur
kennzeichnet, und“

Streiche Z.33 von „(wie)“ bis „sichtbar.)“

Ersetze in Z.35 „konnotierten“ durch „konnotierteren“

Ersetze in Z.39-40 „beschrieben“ durch „beschreiben“

Abgelehnt Ä7 zum F4 7 Region Ostwestfalen-Lippe

Streiche Z. 7-8

Abgelehnt Ä8 zum F4 27 Region Ostwestfalen-Lippe

Streiche Z. 27 “Wenn wir Jusos“ bis Z. 29 “lehnen wir ab.“

Abgelehnt Ä9 zum F4 36 Region Ostwestfalen-Lippe

Streiche Z. 36-77

Angenommen Ä2 zum F4 49 UB Münster

Ersetze Z. 49-62 durch „Die begriffliche Unterscheidung zwischen „Prostitution“ und „Sexarbeit“ kann uns helfen, die teils massiven Differenzen, die für die betroffenen Frauen in der Ausübung ihrer Tätigkeit bestehen, zu identifizieren. Das Anbieten sexueller Dienstleistungen unterliegt nicht nur generellen ökonomischen Zwängen, sondern geht häufig mit Gewalt, Freiheitsentzug, Verschleppung und Ausbeutung einher. Hier eignet es sich von „Prostitution“ zu sprechen und dies von „Sexarbeit“ abzugrenzen. Einerseits um die untragbare Ausbeutung jener Frauen nicht zu verschleiern, andererseits um Sexarbeiterinnen mit besser annehmbaren Bedingungen nicht die Freiwilligkeit und Selbstbestimmung abzusprechen.
Allerdings sollten wir uns davor hüten, die meisten Verhältnisse sexueller Dienstleistungen als „Sexarbeit“ zu bezeichnen, wie es doch häufig zu geschehen scheint. So wird nämlich der patriarchale Verfügungscharakter von Männern über Frauen, der den meisten Verhältnissen sexueller Dienstleistung innewohnt, verdeckt. In vielen Fällen können wir also den Erwerb von Sex mit dem Begriff „Prostitution“ bei seinem kapitalistisch-patriarchalen Namen nennen.

Angenommen Ä3 zum F4 63 UB Münster

Ersetze Z. 63 von „Der Queer-Feminismus“ bis Z. 66 „beschränkt“ durch „Eine unzureichende Kritik an Prostitution verkürzt ihn – wenn überhaupt – auf einen Arbeitskampf, also einen Kampf für bessere Arbeit- und Lebensbedingungen, oder einen Kampf sich prostituierender Frauen um Anerkennung.

Angenommen Ä4 zum F4 72 UB Münster

Ersetze Z. 72f von “ – das von einer der queer-Theorie“ bis Z. 77 durch: „Ein gesellschaftlicher Blick auf Prostitution, der neben sich prostituierenden Frauen sämtliche weitere Aktuer*innen (so womöglich auch Freier) zu Opfern stilisiert, und damit patriachale Strukturen verkennt, kann keine ansprechende Antwort auf die Frage geben, wie wir gesellschaftlich und politisch mit Prostitution umgehen.“

Abgelehnt Ä10 zum F4 91 Region Ostwestfalen-Lippe

Streiche Z. 91-104

Angenommen Ä5 zum F4 136 UB Münster

Ergänze in Zeile 136 ab “festgehalten).“: “Eine Novellierung des Prostituiertenschutzgesetztes, das unterstützt und nicht überwacht und in enger Absprache mit organsierten Sexarbeiter*innen und Prostituierten passiert, ist unumgänglich.“

Mit Änderungen angenommen Ä11 zum F4 139 Region Ostwestfalen-Lippe

Ersetze Z. 139-140 durch:

  • “Der Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution muss intensiviert und die Rechte Betroffener gestärkt werden. Betroffene von Menschenhandel sollen unabhängig von ihrem Zeug*innenstatus aus humanitären Gründen aufgrund der erlittenen Menschenrechtsverletzungen Aufenthaltsrecht in Deutschland erhalten. Die Voraussetzungen für ein dauerhaftes Bleiberecht wegen Gefährdung im Herkunftsland müssen gesenkt werden, sodass Opfer von Menschenhandel einen Rechtsanspruch darauf erhalten. Opferzeug*innen ist während ihres Aufenthalts eine Arbeitserlaubnis zu erteilen, außerdem sind ihnen ausreichende Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten. Für die Finanzierung des Lebensunterhalts Betroffener bedarf es bundeseinheitlicher Regelungen, die Leistungen analog SGB II / XII und die Finanzierung von Sprachkursen und Therapieplätzen beinhalten. Beratungsstellen und Unterbringungsmöglichkeiten für Opfer von Menschenhandel müssen weiterhin ausreichend staatlich finanziert werden, außerdem bedarf es eines besseren Schutzes für Mitarbeiter*innen von Beratungsstellen, vor allem sollten sie ein Zeugnisverweigerungsrecht erhalten.“
Angenommen Ä12 zum F4 143 Region Ostwestfalen-Lippe

Ersetze Z. 143 “ist der wahre Kampf gegen Prostitution“ durch “ist der richtige Weg“

Angenommen Ä6 zum F4 146 UB Münster

Ergänze ab Z. 146: Die Unterstützung von und den Dialog mit Organisationen und Verbänden, wie dem Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V., innerhalb dessen sich Sexarbeiter*innen und Prostituierte organisieren können

Text des Beschlusses:

Die Debatte, ob und wie die politische Linke zum Erwerb von Sex steht, scheint so alt wie die politische Linke. Auch wir Jusos diskutieren und positionierten uns in den vergangenen Jahren, welche Rolle Prostitution in unserem Bild der sozialistischen, und feministischen Gesellschaft hat. Dieser Antrag möchte an die Beschlusslagen seit rot-grüner Regierungszeit (u. a. „Prostitution voll legalisieren!“:2001; „Der Mythos der Freiwilligkeit“:2010; „Sexuelle Dienstleistungen – legal, sicher, transparent“) anknüpfen.

Skandal um Rosi – Prostitutionskritik aus Gründen einer „Sittlichkeit“

Eine Perspektive des prostitutionskritischen Diskurses ist der Erhalt und Schutz des traditionellen Familien- und damit Ehemodells[1]. Ideologische Grundlage dazu gibt hierbei die Moralphilosophie durch den Begriff der „Sittlichkeit“. Prostitution stehe so dem traditionellen Gesellschaftsmodell (in Form der bürgerlichen Gesellschaft) als sittenwidrig gegenüber.

Der Materialismus steht in der Tradition, die gesellschaftlichen Verhältnisse eben anhand materieller Ungleichheitsstrukturen (und sich daraus resultierenden Machtverhältnissen) zu analysieren. Eine moralphilosophische Kritik an den Akt des Kaufs und Verkaufs von Sex ist da fehl am Platze. Die außerdem formulierte Kritik daran, dass Frauen (und ihre Sexualität) in den öffentlichen Raum eindrängen, ist ein tief sexistischer.

Prostitutionskritiken bedeuten von konservativer Seite aus also oft praktisch nur Angriffe auf Prostituierte. Aus jener Richtung gibt es sich grundsätzlich widersprechende Argumentationen gegen das Anbieten und den Verkauf von Sex. Teil davon ist eine Art der moralischen Überhöhung menschlicher Körper, und damit ist explizit nie ein Kampf für sexuelles Selbstbestimmungsrecht gemeint. Vielmehr werden Prostituierte beispielsweise als vermenschlichter Ehebruch stilisiert, oder die Kritik bezieht sich auf den eigentlichen Geschlechtsakt und den offenen und freieren Umgang mit dem Thema Sex. Außerdem wird die Geisteshaltung des gegenseitigen Besitzes und mystischer „Aufsparung der Jungfräulichkeit“ von Menschen in Beziehungskonstellationen reproduziert, wie es das traditionelle Familien- und Ehemodell hergibt. Prostitutionskritik ist hierbei eigentlich die Kritik an nichtmonogamen Lebensweisen. Hinter der Forderung eines kompromisslosen und sofortigen Verbots der Prostitutionsarbeit steckt somit häufig nur die Keule der „Sittenwidrigkeit“, und kein echter Wille zur Verbesserung der Lebenssituation jener Frauen. Wenn wir Jusos Prostitution kritisieren, tun wir das aus unserem Kampf für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen heraus. Eine ethisch-moralische Kritik an Prostitution aus der geschichtlichen Mottenkiste lehnen wir ab.

Gegen die Gegennorm – Prostitution ist Prostitution bleibt Prostitution

Im Zuge der dritten Welle der Frauenbewegung kam es zum Erstarken eines poststrukturalistischen Feminismus, der explizit Gegennormen hervorruft. Das ist bisweilen auch in jenem feministischen Diskurs erkennbar, der einen Verzicht des Begriffs „Prostitution“ und Ersetzung durch den positiv konnotierteren Begriff „Sexarbeit“ fordert.

Im (vor allem queer-)feministischen Diskurs wird so teilweise dazu angeregt, den Begriff „Prostitution“ durch den vermeintlich weniger negativ behafteten Begriff „Sexarbeit“ zu ersetzen[2], der bis dahin jedoch ursprünglich sämtliche einvernehmliche sexuellen und sexualisierten Arbeiten einschließt. Darüberhinaus gibt es die Anregung, beide Begriffe im Diskurs als solche wahrzunehmen, die unterschiedliche Begebenheiten beschreiben. Journalistin und Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp sieht symbolisch „eine Studentin, die sich als Escort den Lebensunterhalt verdient“ als Sexarbeiterin, und eine „Drogensüchtige […], die von einem Zuhälter regelmäßig mit Stoff versorgt wird, wenn die ‚anschaffen geht‘“ als Prostituierte; Sie unterscheidet nach der Frage, wie freiwillig die sexuelle Dienstleistung geschieht[3].Die Einteilung in „Prostitution“ als sexuelle Dienstleistung in einem Milieu der Ausbeutung, und „Sexarbeit“ als sein ‚selbstbestimmter‘ Gegensatz mit fairen Arbeitsbedingungen und guter Entlohnung scheint zunächst sinnvoll, spiegelt es doch vermeintlich den Klassenwiderspruch wider. Die Sexarbeiterin und Aktivistin Undine de Rivière lehnt diese Einteilung als unverhältnismäßig ab. „Liebe zum eigenen Job“ sei ohnehin nie Grundrecht, und: „Für keinen anderen Beruf außer der Sexarbeit werden solche Maßstäbe angesetzt […]“[4].

Die begriffliche Unterscheidung zwischen „Prostitution“ und „Sexarbeit“ kann uns helfen, die teils massiven Differenzen, die für die betroffenen Frauen in der Ausübung ihrer Tätigkeit bestehen, zu identifizieren. Das Anbieten sexueller Dienstleistungen unterliegt nicht nur generellen ökonomischen Zwängen, sondern geht häufig mit Gewalt, Freiheitsentzug, Verschleppung und Ausbeutung einher. Hier eignet es sich von „Prostitution“ zu sprechen und dies von „Sexarbeit“ abzugrenzen. Einerseits um die untragbare Ausbeutung jener Frauen nicht zu verschleiern, andererseits um Sexarbeiterinnen mit besser annehmbaren Bedingungen nicht die Freiwilligkeit und Selbstbestimmung abzusprechen.
Allerdings sollten wir uns davor hüten, die meisten Verhältnisse sexueller Dienstleistungen als „Sexarbeit“ zu bezeichnen, wie es doch häufig zu geschehen scheint. So wird nämlich der patriarchale Verfügungscharakter von Männern über Frauen, der den meisten Verhältnissen sexueller Dienstleistung innewohnt, verdeckt. In vielen Fällen können wir also den Erwerb von Sex mit dem Begriff „Prostitution“ bei seinem kapitalistisch-patriarchalen Namen nennen.

Eine unzureichende Kritik an Prostitution verkürzt ihn – wenn überhaupt – auf einen Arbeitskampf, also einen Kampf für bessere Arbeit- und Lebensbedingungen, oder einen Kampf sich prostituierender Frauen um Anerkennung. Oftmals werden hierbei Gallionsfiguren eines etwaigen „Sex-Business“ nach vorne gestellt, die keine erkennbare Migrationserfahrung haben, selbst von im Branchenvergleich überdurchschnittlich gutem eigenem Einkommen berichten, und so den neoliberalen Aufstiegs-Mythos zu einem „von der Sexarbeiterin zur Millionärin“ umdeuten. Teil davon ist ein der die prekäre Situation von vornehmlich immigrierten sich prostituierten Frauen relativierender Vergleich mit der Existenz von männlichen Prostituierten; Prostitution sei ja schließlich nicht auf Frauen beschränkt. Neben zu Ende gedachter Kapitalismuskritik fehlt 77so oft auch der Blick auf das sich durch Prostitution ergebende geschlechterspezifische Machtgefälle. Ein gesellschaftlicher Blick auf Prostitution, der neben sich prostituierenden Frauen sämtliche weitere Aktuer*innen (so womöglich auch Freier) zu Opfern stilisiert, und damit patriachale Strukturen verkennt, kann keine ansprechende Antwort auf die Frage geben, wie wir gesellschaftlich und politisch mit Prostitution umgehen.

Superdiskurs

Während die rot-grüne Regierungsmehrheit zu Beginn dieses Jahrtausends ihren gesellschaftlichen Progressivismus als einen solchen verstand, der als Antwort auf Konservative Prostitution versucht hat aus der „verruchten Ecke“ zu holen, hatten rotgrüne Kräfte in skandinavischen Ländern ein eigenes Verständnis von Fortschritt in diesem Bereich, und diskutierten den Akt der Prostitution kritischer. Aus diesen Debatten entstand die „Superdiskurs-These“ die bekräftigt, dass die Rechtfertigung von Prostitution kein einheitliches ideologisches Fundament habe: Prostituierte würden wahlweise als Frauenrechtlerinnen dargestellt, wenn es um den Kampf für sexuelle Selbstbestimmung ginge, als Unternehmerinnen, wenn es um Rechtfertigung innerhalb der kapitalistischen Logik ginge, oder als Arbeiterinnen, die für ihre Arbeitsrechte stritten. Die Tatsache, dass Pro-Prostitutionskampagnen und Argumentationsfindungen vielfach von der Wirtschaft finanziert würden[5], stellt die bekannten Wirkungskräfte der Systeme von Kapitalismus und Patriarchat da, die eine ideologische Vereinnahmung ermöglichen. Diese Vereinnahmung macht eine legitime Kritik an Prostitution schwierig und erfordert Differenzierung.

Prostitution in der sozialistischen Gesellschaft

Ohne zu verkennen, dass es auch von Menschen, die nicht Frauen sind, ausgeübte, und an Menschen, die nicht Männer sind, gerichtete Prostitution gibt, sehen und mahnen wir eine strukturelle, von Männern an Frauen vollzogene, Einforderung an die Ware Sex. Prostitution spiegelt so im Grundsatz das patriarchale Machtgefälle zwischen den Geschlechtern wider. Wir Jusos können uns aus diesem Grund keine menschliche, also antisexistische Gesellschaft vorstellen, die Prostitution beinhaltet. Ganz besonders prekär ist diese Prostitution durch ihre Wirkung in der Schnittstelle zwischen dem patriarchalen und kapitalistischen System. Wir sehen, dass im gesellschaftlichen Diskurs von Akteur*innen aus unterschiedlichsten Richtungen dieses grundsätzliche Machtgefälle, sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der allermeisten Prostituierten relativiert oder negiert wird. Dem stellen wir uns entgegen.

Jedoch schließen nicht alle Sexarbeiten (im eigentlichen Wortsinn) eine Objektifizierung der Dienstleistenden ein. Aus diesem Grund gehören auch nicht alle Sexarbeiten politisch bekämpft. Ein Beispiel bilden Surrogatpartner*innen, die beispielsweise Menschen mit Behinderung/en zu erotischen und/oder sexuellen Handlungen befähigen.

Prostitution in der patriarchal-kapitalistischen Gesellschaft

„Sexuelle Selbstbestimmung ist ebenso ein Grundrecht, wie sexuelle Bedürfnisse Teil der Entfaltung der Persönlichkeit sind. Sexuelle Dienstleistungen waren und sind Teil unserer Lebenswirklichkeit. Sie verbieten zu wollen ist nicht nur illusorisch, sondern ein Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht aller, die ihnen ohne Zwang nachgehen. Niemand soll aufgrund von Gewalt oder Not gezwungen sein, dieser oder einer anderen Tätigkeit unfreiwillig nachzugehen. Jene, die es tun, sollen nicht ungerechten Marktbedingungen oder unzureichenden Arbeitsbedingungen ausgesetzt sein. Deshalb gilt es diese Dienstleistungen, wie jede andere legal, sicher und transparent in unser Wirtschaftsgeschehen zu integrieren.“

– Beschlusslage: A10 „Sexuelle Dienstleistungen – legal, sicher, transparent“, BuKo 2014

Wir Jusos kennen die gelebten Realitäten dieser sexistischen Gesellschaft im Kapitalismus an. Dazu gehört, dass ein striktes Verbot der Prostitution den von Ausbeutung betroffenen Menschen nur schadet, da es sie in die Illegalität, und heraus aus Schutzmechanismen durch Regulierungen zwingt.

Das aus dem skandinavischen Diskurs entstandene „nordische Modell“, das ein Sexkaufverbot und ausschließliche Ächtung von Freiern vorsieht, scheint die Prostitution nur aus dem öffentlichen Raum in private Wohnungen verlagert zu haben. Und obwohl sich Prostituierte vor keiner Strafverfolgung fürchten müssen, wird Repression auf sie ausgeübt, weil die Umstände, die sie zur Prostitution bringen, damit nicht verschwinden. Auch ein Sozialstaat, der besonders auf soziale Absicherung von Frauen abzielt, und so die Prostitution für Frauen finanziell nicht mehr nötig macht, verschiebt und/oder verstärkt das Problem gar, da immigrierte Frauen mit weniger Sprachkenntnissen und geringeren Kenntnissen über Möglichkeiten der Opferberatung nun ihre Rolle einnähmen. Das macht einen gemeinsamen, europäischen Umgang mit dem Thema Prostitution, sowie insbesondere ein gemeinsames Sozialsystem mit einheitlichen Regelungen unabdingbar.

Wenn im gesellschaftlichen Diskurs davon die Rede ist, dass Deutschland das liberalste Prostitutionsgesetz habe, dann trifft das nur auf Freier zu. Diese erfahren durch das 2002 eingeführte Gesetz tatsächlich weniger Repression, da der Sexkauf auch für sie voll legalisiert wurde. Prostituierte jedoch nehmen die neue Gesetzgebung eher als Gängelung wahr. Jene, die tatsächlich von den Regelungen, sowie den im Jahr 2017 durch das Prostituiertenschutzgesetz (ProSchG) hinzugekommenen, profitieren würden, betreffen diese Schutzmechanismen durch mangelnde Kontrolle und inkonsequenter Umsetzung gar nicht.

Beschluss Deshalb fordern wir:

  • „Liberalisierung“ der Prostitutionsgesetzgebung bedeutet für uns Überwindung staatlicher Repression an Prostituierte, nicht jedoch Abwesenheit staatlicher Kontrollstrukturen. Auch Prostituierten muss soziale Absicherung gewiss sein (wie in Beschlusslage 2014 festgehalten). Eine Novellierung des Prostituiertenschutzgesetztes, das unterstützt und nicht überwacht und in enger Absprache mit organsierten Sexarbeiter*innen und Prostituierten passiert, ist unumgänglich.
  • Staatliche Ordnung muss als Schützer*in der Rechte von Prostituierten auftreten, mit enttabuisiertem Umgang mit Prostituierten
  • Der Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution muss intensiviert und die Rechte Betroffener gestärkt werden. Betroffene von Menschenhandel sollen unabhängig von ihrem Zeug*innenstatus aus humanitären Gründen aufgrund der erlittenen Menschenrechtsverletzungen Aufenthaltsrecht in Deutschland erhalten. Die Voraussetzungen für ein dauerhaftes Bleiberecht wegen Gefährdung im Herkunftsland müssen gesenkt werden, sodass Opfer von Menschenhandel einen Rechtsanspruch darauf erhalten. Opferzeug*innen ist während ihres Aufenthalts eine Arbeitserlaubnis zu erteilen, außerdem sind ihnen ausreichende Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten. Beratungsstellen und Unterbringungsmöglichkeiten für Opfer von Menschenhandel müssen weiterhin ausreichend staatlich finanziert werden, außerdem bedarf es eines besseren Schutzes für Mitarbeiter*innen von Beratungsstellen, vor allem sollten sie ein Zeugnisverweigerungsrecht erhalten.“
  • Da Prostitution aus dem Machtgefälle zwischen den Geschlechtern resultiert, und staatliche Strukturen diese Machtverhältnisse nur verfestigen, oder (wie andere Institutionen dieser Gesellschaft) höchstens marginal beeinflussen kann, ist der richtige Weg nicht das Verbot der Prostitution, sondern der Kampf gegen jene Machtgefälle. Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Umdenken und nicht weniger als die Gleichberechtigung der Geschlechter.
  • Die Unterstützung von und den Dialog mit Organisationen und Verbänden, wie dem Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V., innerhalb dessen sich Sexarbeiter*innen und Prostituierte organisieren können

[1]Der Zusammenhang von Prostitution und „Wilder Ehe“ in der Diskursforschung beschäftigt u. a. Elisabeth Hill/Mark Bibbert (2019).

[2]Vlg. bspw. Carolin Küppers:2016

[3]Vgl. bspw. Antje Schrupp in ZEIT:2018/05

[4]  Vgl. Undine de Rivière:2018

[5] 4 Vgl. bspw. Ekman:2016

Beschluss-PDF:

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