Die wahre SPD?

Mit höchster Bewunderung haben wir die Nachrichten über die Gründung der Initative „Die wahre SPD“ vernommen. Dass sie bereits wenige Wochen später ihren Namen in „SPDpur 2030“ geändert haben, zeugt von einem starken Rückgrat und unverrückbaren Prinzipien. Auch wenn sie dadurch endlich bereits im Namen ihre Zuneigung zur Agenda 2010 zeigen, wird diese kultige „Bewegung“ für uns immer „Die wahre SPD“ bleiben. Rund um einen Experten für Infrastruktur („Gegen Stau hilft nur Bau“) und Ökologie („Die Grünen – diese FDP vom Biobauernhof“) haben sich Genoss*innen formiert, die um jeden Preis einen Linksruck der SPD verhindern wollen. Dabei werden sämtliche Klassiker aufgefahren. Von fantastischen Fußballmetaphern („Uns eint der Wille zu verhindern, dass auf dem nächsten Bundesparteitag nur über Linksaußen gestürmt wird“) bis hin zu starken Sprüchen („Der bequeme Weg, Füße hoch in der Lounge und flotte Sprüche, der wird nicht funktionieren“) ist alles dabei. Böse Zungen könnten Letzteres zweifelsohne auch auf die Initiative selbst beziehen – aber kritische Reflexion ist halt nicht für jede*n was. Erwähnt werden muss auch die wunderbare Wortwahl („die Verantwortungslosigkeit des Wolkenkuckucksheims“), mit denen über jene hergezogen wird, die sich für den demokratischen Sozialismus einsetzen. Er steht so zwar auch im SPD Grundsatzprogramm, aber hey – wer liest das schon. Wir sagen: Chapeau für so viel Chuzpe.

Trotz all dieser äußerst unterhaltsamen Widersprüchlichkeiten und des latenten Größenwahns müssen wir der Initiative leider die rote Karte zeigen.

Die wahrere SPD

Nur wir kennen die einzig wahre Wahrheit. Wir sind das Schwert in der Dunkelheit, die Wächter*innen auf der Mauer, der Schild, der die Reiche der Menschen schützt, in dieser Nacht und in allen Nächten, die kommen. Das weiß selbst Jon Snow. Deshalb werden wir die Initiative „Die wahrere SPD“ gründen (oder auch nicht, ganz wie grad der Wind steht).

Zentrale Bestandteile

• Auf die Fragen von heute werden wir die Antworten von gestern geben.
• Jeden geraden Monat werden wir öffentlich zur Geschlossenheit mahnen.
• Jeden ungeraden Monat werden wir wahlweise das Grundsatzprogramm der SPD ignorieren oder alle Genoss*innen, die sich dafür einsetzen, als Träumer*innen bezeichnen.
• In regelmäßigen Abständen werden wir Positionspapiere veröffentlichen. Diese müssen weder besonders durchdacht noch selbstkritisch noch widerspruchsfrei sein. Alternativ kann auch willkürlich und zusammenhanglos an Vergangenes erinnert werden. So z.B. den Beschluss der NRW Juso Landeskonferenz 2009: Kalle Grabowski zur A 44 Eröffnung einladen.
• Unser*r natürliche*r Bündnispartner*in ist die Volksfront von Judäa.
• Entschieden bekämpfen werden wir die Judäische Volksfront und die Populäre Front. Spalter!